Der Weg ist nicht immer leicht! Dr. Yvonne K. Uwamahoro

Afrodeutsch

Es ist für mich eine große Ehre und etwas Besonderes heute Abend hier zu sein. Ich möchte mich ganz herzlich bei Herrn Desmond John Beddy bedanken. Außerdem möchte ich allen Preisträgerinnen und Preisträger gratulieren.

Als ich das erste Mal von den AYE Awards gehört habe, war ich sehr begeistert davon. Endlich gibt es ein Plattform, die junge Afrikaner unterstützt und motiviert etwas aus ihrem Leben zu machen. Besonders heute in einer Zeit in Deutschland, in der viele Menschen (mit afrikanischem Hintergrund) noch nicht Fuß gefasst haben, obwohl sich heute, was die Bildung betrifft, viele Möglichkeiten/Chancen bieten. Diese Plattform ist einfach großartig.

Wir jungen Afrikaner brauchen Vorbilder. Wir brauchen Vorbilder (mit afrikanischem Hintergrund). Die Vorbilder, mit denen wir uns identifizieren können. Nicht nur Künstler wie Musiker, Tänzer, weil wir Afrikaner gern und gut singen oder tanzen können..... sondern auch andere Vorbilder wie Ärzte, Anwälte, Politikern, Lehrer usw...

Und besonders, ganz besonders Frauen liegen mir am Herzen. Was ich Euch sagen möchte: Hört nie auf euch Ziele zu setzen, lernt etwas, nutzt Eure Potenziale.

Jeden Tag, wenn ich aufstehe, treffe ich eine Entscheidung, wie meine Zukunft sein wird. Bildung ist der Schlüssel für die Zukunft.

Und kurz zu meiner Geschichte: Wir alle haben Träume, die wir verwirklichen wollen und mein Traum war es immer auf einer Uni zu studieren. Ich bin mit 19 Jahren allein nach Deutschland gekommen. Ich kannte niemanden in Deutschland, ich konnte kein deutsch. Ich habe mich in einer Sprachschule angemeldet und ich habe deutsch gelernt. Mit 22 Jahren habe ich mein Studium an der Uni angefangen. Es war nicht einfach. Ich musste viel lernen und arbeiten, meine Familie zuhause (ich komme aus Ruanda) hat mich ein bisschen unterstützt, auch finanziell. Trotzdem musste ich viel arbeiten um meine Miete, Krankenversicherung usw. bezahlen zu können.

Mitten in der Ausbildung sind meine Eltern gestorben. Mein Vater und meine Mutter. Von heute auf morgen hatte ich keine Familie mehr. Ich wusste nicht, warum ich noch weiter machen sollte. Ich war verzweifelt und am Boden zerstört. Aber das Leben musste irgendwie weiter gehen. Ich habe gekämpft und es war nicht einfach. Irgendwann wurde ich sogar aus einem katholischen Studentenwohnheim geschmissen, weil ich die Miete nicht bezahlen konnte. Es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Trotz vieler Probleme habe ich es geschafft, mein Studium erfolgreich abzuschließen. Vor 2 Jahren habe ich mein Staatsexamen gemacht und bestanden. Jetzt bin ich eine Zahnärztin.

Was ich Euch auf dem Weg mitgeben wollte: Es geht nicht darum, dass wir eine Ausbildung oder ein Studium anfangen, sondern darum dass wir unsere Ziele immer vor Augen haben. Und egal was passiert, man soll nicht so schnell aufgeben. Der Weg ist nicht immer leicht. Manchmal besteht man eine Prüfung oder Klausur nicht oder die Hausarbeit ist zu schwer, oder man merkt nach zwei Semestern, dass das Studium keinen Spaß macht, usw... Man sollte trotzdem nicht zu schnell aufgeben und immer kämpfen, denn es lohnt sich wirklich.

Und ich würde mich freuen, wenn wir in 3 oder 4 Jahre einige Studenten, die heute Abend Awards bekommen haben, nochmal hier vorne stehen sehen und sie uns berichten, wie erfolgreich das Studium war und dass wir nicht nur heute den Anfang feiern, sondern in ein paar Jahren auch deren Erfolg.


Frau Dr. med. Yvonne K. Uwamahoro